Im Folgenden präsentieren wir Euch Gedichte,
Anmerkungen, Anekdoten, Texte und Witze
zum Nachdenken, Anregen und Schmunzeln.
 
 
 


 
 
 
 
 
 

Ganymed

Wie im Morgenglanze
Du rings mich anglühst,
Frühling, Geliebter!
Mit tausendfacher Liebeswonne
Sich an mein Herz drängt
Deiner ewigen Wärme
Heilig Gefühl,
Unendliche Schöne!

Dass ich dich fassen möcht
In diesen Arm!

Ach, an deinem Busen
Lieg ich, schmachte,
Und deine Blumen, dein Gras
Drängen sich an mein Herz.
Du kühlst den brennenden
Durst meines Busens,
Lieblicher Morgenwind,
Ruft drein die Nachtigall
Liebend nach mir aus dem Nebeltal.
Ich komm! Ich komme!
Wohin? Ach, wohin?

Hinauf! Hinauf strebt’s.
Es schweben die Wolken
Abwärts, die Wolken
Neigen sich der sehnenden Liebe.
Mir! Mir!
In eurem Schoße
Aufwärts!
Umfangend umfangen!
Aufwärts an deinen Busen,
Allliebender Vater!

(Johann Wolfgang von Goethe)
 
 
 
 


 
 
 
 

Eine Notiz der NASA:

Many satellite discoveries resulted from analyses of images taken from
the Voyager 1 and Voyager 2 spacecraft. In such cases, the person
who first detected the satellite is noted along with the name of the
Voyager spacecraft (1 or 2) from which the images were taken.

Earth’s moon is not included since we were unable to contact
the Neanderthal who first saw it.
 
 
 
 


 
 
 
 

Sherlock Holmes und Dr. Watson gehen zelten. Sie schlagen ihr Zelt unter den
Sternen auf und gehen schlafen. Mitten in der Nacht weckt Holmes Watson
auf: "Watson, gucken Sie nach oben und sagen Sie mir, was Sie sehen."
Schlaftrunken antwortet Watson: "Ich sehe Millionen und Abermillionen
Sterne, Holmes." Darauf Holmes: "Und was schlussfolgern Sie daraus?"
Watson überlegt eine Minute und sagt dann: "Also, astronomisch be-
trachtet sagt es mir, dass es Millionen von Galaxien gibt und möglicher-
weise Milliarden von Planeten. Astrologisch betrachtet beobachte ich,
dass der Saturn im Löwen steht. Zeitlich betrachtet schlussfolgere ich,
dass es ungefähr Viertel nach drei ist. Meteorologisch betrachtet
vermute ich, dass wir morgen schönes Wetter haben. Theologisch
betrachtet sehe ich, dass Gott allmächtig ist und wir nur ein kleiner,
unbedeutender Teil des Universums. Und was schlussfolgern Sie,
Holmes?" Holmes schweigt einen Augenblick lang und sagt
dann: "Watson, Sie Trottel, jemand hat unser Zelt geklaut!!"
 
 
 
 


 
 
 
 

Janus

Janus, zweiköpfiger du, Urquell des still gleitenden Jahres,
Der von den Göttern allein rückwärts zu blicken vermag,
Zeige den Fürsten dich hold, durch deren beständige Mühe
Ruhe das fruchtbare Land, Ruhe das Meer jetzt besitzt,
Zeige den Vätern dich hold, zeige hold dich dem Volk des Quirinus,
Öffne auf deinen Wink uns dein weißschimmerndes Haus!
Glückhaft dämmert der Tag! Fort mit bösen Gedanken und Worten;
Ziemt sich ein Glückwunsch allein doch für den glücklichen Tag!
Fern sei den Ohren ein Streit, fern bleibe unseliger Hader;
Lass für den heutigen Tag, Zwietracht, auch ruhen dein Werk!

(Ov.fast. I 65–74)
 
 
 
 


 
 
 
 

Wenn man den Sternenhimmel betrachtet,
steht eine Schönheit vor uns auf, die uns
entzückt und beseligt. Und es wird ein Gefühl
in unsere Seele kommen, das alle unsere
Leiden und Bekümmernisse majestätisch
überhüllt und verstummen macht und uns eine
Größe und Ruhe gibt, der man sich
andächtig und dankbar beugt.

(Adalbert Stifter)
 
 
 
 


 
 
 
 

 Wir mögen aufsteigen von dieser beschränkten Erde und,
von oben auf sie herabblickend, bedenken, ob die Natur all ihre Pracht
und Herrlichkeit nur auf dieses Häufchen Dreck verschwendet hat.
So werden wir, wie Reisende, die in anderen, fernen Ländern weilen,
ein besseres Urteil über die Vorgänge zu Hause gewinnen und
ein jeglich Ding nach seinem wahren Wert schätzen.

Das, was die Welt groß nennt, werden wir weniger bewundern und all
die Nichtigkeiten, an die die Mehrzahl der Menschen ihr Herz hängt,
edel verachten, wenn wir wissen, dass es eine Vielzahl bewohnter und
ebenso gut ausgestatteter Welten wie die unsere gibt.

(Christiaan Huygens)
 
 
 
 


 
 
 
 

Zwei amerikanische Astronauten laufen über den Mond.
Plötzlich kommen sie an ein Schild: "Amt für Mondfragen".
Daraufhin der eine: "Verdammt, die Deutschen waren vor uns da ...!"
 
 
 
 


 
 
 
 

Das Lied vom Monde

Wer hat die schönsten Schäfchen?
Die hat der gold’ne Mond,
Der hinter unsern Bäumen
Am Himmel droben wohnt.

Er kommt am späten Abend,
Wenn alles schlafen will,
Hervor aus seinem Hause
Zum Himmel leis’ und still.

Dann weidet er die Schäfchen
Auf seiner blauen Flur,
Denn all’ die weißen Sterne
Sind seine Schäfchen nur.

Sie tun sich nichts zu Leide,
Hat eins das and’re gern,
Und Schwestern sind und Brüder
Da droben Stern an Stern.

Und soll ich dir ein’s bringen,
So darfst du niemals schrei’n,
Musst freundlich wie die Schäfchen
Und wie ihr Schäfer sein.

(August Heinrich Hoffmann von Fallersleben)
 
 
 
 


 
 
 
 

Der Mond nimmt zu

Der Mond nimmt zu, die Sichel schwebt,
Die Nacht ist bläulich helle,
Es flutet um mich her und webt
Taufeuchten Lichtes Welle.
Nimm zu, mein Glück!

Es kühlt das Herz und nährt das Blut
Und schafft gesunde Säfte,
Gießt in die Seele List und Mut
Und wirkt geheime Kräfte.
Nimm zu, mein Glück!

Des Wortes und der Töne Macht
Quillt mir aus seinem Segen,
Und lauschig in der Vollmondnacht
Folgt manches meinen Wegen.
Nimm zu, mein Glück!

Umfeie mich mit Zauberdunst,
Dass walten kann mein Wille,
Und halte mich in Schutz und Gunst,
Gutfreund, ich schweige stille.
Nimm zu, mein Glück!

(Julius Wolff)
 
 
 
 


 
 
 
 

Mond-Monade

Der ewige Schmerz der Schönheit
Im längst verlorenen Kampf
Um eine ungestillte Sehnsucht.

Kristallen leuchten verbindend
Die Zentren der Wirklichkeit.

Unteilbar,
Wenn Seelen sich verschenken
Und letzte Einheit sind:

Umschließt die Welt
Den alten Traum der Menschheit,
Die Liebe und das Sterben,
Den Körper und den Geist

Zugleich.

(Marion Dostert)
 
 
 
 


 
 
 
 

Guter Mond, du gehst so stille

Guter Mond, du gehst so stille
durch die Abendwolken hin;
deines Schöpfers weiser Wille
hieß auf jener Bahn dich ziehn.
Leuchte freundlich jedem Müden
in das stille Kämmerlein!
Und dein Schimmer gieße Frieden
ins bedrängte Herz hinein!

Guter Mond, du wandelst leise
an dem blauen Himmelszelt,
wo dich Gott zu seinem Preise
hat als Leuchte hingestellt.
Blicke traulich zu uns nieder
durch die Nacht aufs Erdenrund!
Als ein treuer Menschenhüter
tust du Gottes Liebe kund.

Guter Mond, so sanft und milde
glänzest du im Sternenmeer,
wallest in dem Lichtgefilde
hehr und feierlich einher.
Menschentröster, Gottesbote,
der auf Friedenswolken thront,
zu dem schönsten Morgenrote
führst du uns, o guter Mond!

(erste Strophe: Karl Enslin)
 
 
 
 


 
 
 
 

Mond hinter Wolken

Mond hinter Wolken, fließendes Licht
Wanderst unmerklich, bald außer Sicht
Sitze schon lange, schaue dir nach
Mond hinter Wolken, du hältst mich wach

Sollt’ ich nicht schlafen, wie’s andere tun?
Tags muß ich wach sein, dann ist kein Ruh’n
Dich kümmert’s wenig, ein Traum nur die Zeit
Erfindung, Schauspiel, Unwirklichkeit

Wolkenkulisse zieht still einher
Hohes Gebirge, silbernes Meer
Wechselnde Schleier, nächtlicher Tanz
Rastloses Dunkel trägt deinen Glanz

Plötzlich voll sichtbar, scheinst du so kalt
Stein in der Ferne, reglos, uralt
Mondlicht, das grelle, hat kein Gesicht
Wird erst lebendig, wenn es sich bricht

Sollte längst schlafen, find’ keine Ruh’
Mond hinter Wolken, ich schau’ dir zu
Bild, das mich fesselt; was ist es nur
Das mich verbindet dem Spiel der Natur?

Still ist’s dort draußen, still in mir auch
Dennoch Bewegung, leise ein Hauch
Ganz sanft ein Rauschen, Blätter im Wind
Wie eine Ahnung, Momente als Kind

Mond hinter Wolken, du fernes Land
Und doch so vertraut, als wär’n wir verwandt
Stilles Geheimnis, das du mir schenkst
Ahn’ ich’s erst heute, wußte ich’s längst?

Als wär’ in mir etwas, das immer schon war
Das alt ist wie du, so kalt und so klar
Das oft zu dir aufsah, seit ferner Zeit
In dir sich erkennt, sein Licht mir leiht

(Matthias Glöckner)
 
 
 
 


 
 
 
 

Mondin

O Mondin, wie strahlend ist Dein silbern Licht,
so geheimnisvoll und hell in der dunklen Nacht,
begleitest mich in meiner Einsamkeit,
zeigst mir meinen Weg,
Du bist der Tod und das Leben, Du kommst und gehst,
bewegst die Meere und mein Herz,
welch große Macht Du hast, Du bist die Ewigkeit,
ach Mondin, meine Begleiterin in der
Dunkelheit, strahle weiter mit Deinem silbern Licht,
Göttin ... wie sehr liebe ich Dich.

(Nahima)
 
 
 
 


 
 
 
 

Mondlicht

Wie liegt im Mondenlichte
Begraben nun die Welt;
Wie selig ist der Friede,
Der sie umfangen hält!

Die Winde müssen schweigen,
So sanft ist dieser Schein;
Sie säuseln nur und weben
Und schlafen endlich ein.

Und was in Tagesgluten
Zur Blüte nicht erwacht,
Es öffnet seine Kelche
Und duftet in die Nacht.

Wie bin ich solchen Friedens
Seit lange nicht gewohnt!
Sei du in meinem Leben
Der liebevolle Mond!

(Theodor Storm)
 
 
 
 


 
 
 
 

Mondphantasie

Lösch die Lampe nur aus,
lass den Mond herein!
In das schlafende Haus
lugt sein spähender Schein.

Wird dem kalten doch warm,
wandernd durch die Nacht,
sieht er, wie Arm in Arm
Liebe mit Liebe wacht.

(Adolf Wilbrandt)
 
 
 
 


 
 
 
 

Nachts

Ich wandre durch die stille Nacht,
Da schleicht der Mond so heimlich sacht
Oft aus der dunklen Wolkenhülle,
Und hin und her im Tal
Erwacht die Nachtigall,
Dann wieder alles grau und stille.

O wunderbarer Nachtgesang:
Von fern im Land der Ströme Gang,
Leis Schauern in den dunklen Bäumen
Wirrst die Gedanken mir,
Mein irres Singen hier
Ist wie ein Rufen nur aus Träumen.

(Joseph Freiherr von Eichendorff)
 
 
 
 


 
 
 
 

Widerspiegelungen

Wie der Mond das Licht der Sonne
ohne Beimischung fremder Farben widerspiegelt,
so sollst du, o Edelgeborener,
die Göttlichkeit deines höheren Selbst
ohne Beimischung der Eigenschaften
deines kleinen Ich offenbaren.

(Tempelritterspruch)
 
 
 
 


 
 
 
 

Abendlied

Der Mond ist aufgegangen,
Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar;
Der Wald steht schwarz und schweiget,
Und aus den Wiesen steiget
Der weiße Nebel wunderbar.

Wie ist die Welt so stille,
Und in der Dämmrung Hülle
So traulich und so hold!
Als eine stille Kammer,
Wo ihr des Tages Jammer
Verschlafen und vergessen sollt.

Seht ihr den Mond dort stehen? –
Er ist nur halb zu sehen,
Und ist doch rund und schön!
So sind wohl manche Sachen,
Die wir getrost belachen,
Weil unsre Augen sie nicht sehn.

Wir stolzen Menschenkinder,
Sind eitel arme Sünder
Und wissen gar nicht viel;
Wir spinnen Luftgespinste,
Und suchen viele Künste,
Und kommen weiter vor dem Ziel.

Gott, lass uns dein Heil schauen,
Auf nichts Vergänglichs trauen,
Nicht Eitelkeit uns freun!
Lass uns einfältig werden,
Und vor dir hier auf Erden
Wie Kinder fromm und fröhlich sein.

Wollst endlich sonder Grämen
Aus dieser Welt uns nehmen
Durch einen sanften Tod!
Und, wenn du uns genommen,
Lass uns in Himmel kommen,
Du unser Herr und unser Gott!

So legt euch denn, ihr Brüder,
In Gottes Namen nieder;
Kalt ist der Abendhauch.
Verschon uns, Gott! mit Strafen,
Und lass uns ruhig schlafen!
Und unsern kranken Nachbar auch!

(Matthias Claudius)
 
 
 
 


 
 
 
 

Ahnungen

Der Mondschein hat dies eigen, wie uns deucht,
Er scheinet uns die Welt der Geister aufzuschließen:
Man fühlt sich federleicht
Und glaubt in Luft dahinzufließen;
Der Schlummer der Natur hält rings um uns herum
Aus Ehrfurcht alle Wesen stumm;
Und aus den Formen, die im zweifelhaften Schatten
Gar sonderbar sich mischen, wandeln, gatten,
Schafft unvermerkt der Geist sich ein Elysium.
Die Werktagswelt verschwindet. Ein wollustreiches Sehnen
Schwellt sanft das Herz. Befreit von irdischer Begier
Erhebt die Seele sich zum wesentlichen Schönen,
Und hohe Ahnungen entwickeln sich in ihr.

(Christoph Martin Wieland)
 
 
 
 


 
 
 
 

Die Lotosblume ängstigt
Sich vor der Sonne Pracht,
Und mit gesenktem Haupte
Erwartet sie träumend die Nacht.

Der Mond, der ist ihr Buhle,
Er weckt sie mit seinem Licht,
Und ihm entschleiert sie freundlich
Ihr frommes Blumengesicht.

Sie blüht und glüht und leuchtet,
Und starret stumm in die Höh;
Sie duftet und weinet und zittert
Vor Liebe und Liebesweh.

(Heinrich Heine)
 
 
 
 


 
 
 
 

Das Mondschaf

Das Mondschaft steht auf weiter Flur.
Es harrt und harrt der großen Schur.
Das Mondschaf.

Das Mondschaf rupft sich einen Halm
und geht dann heim auf seine Alm.
Das Mondschaf.

Das Mondschaf spricht zu sich im Traum:
"Ich bin des Weltalls dunkler Raum."
Das Mondschaf.

Das Mondschaf liegt am Morgen tot.
Sein Leib ist weiß, die Sonn’ ist rot.
Das Mondschaf.

(Christian Morgenstern)
 
 
 
 


 
 
 
 

Dem aufgehenden Vollmonde

Willst du mich sogleich verlassen!
Warst im Augenblick so nah!
Dich umfinstern Wolkenmassen,
Und nun bist du gar nicht da.

Doch du fühlst, wie ich betrübt bin,
Blickt dein Rand herauf als Stern!
Zeugest mir, dass ich geliebt bin,
Sei das Liebchen noch so fern.

So hinan denn! hell und heller,
Reiner Bahn, in voller Pracht!
Schlägt mein Herz auch schmerzlich schneller,
Überselig ist die Nacht.

(Johann Wolfgang von Goethe)
 
 
 
 


 
 
 
 

Der Mond kommt still gegangen

Der Mond kommt still gegangen
Mit seinem gold’nen Schein,
Da schläft in holdem Prangen
Die müde Erde ein.

Im Traum die Wipfel wehen,
Die Quellen rauschen sacht,
Singende Engel durchschweben
Die blaue Sternennacht.

Und auf den Lüften schwanken
Aus manchem treuen Sinn
Viel tausend Liebesgedanken
Über die Schläfer hin.

Und drunten im Tale, da funkeln
Die Fenster von Liebchens Haus;
Ich aber blicke im Dunkeln
Still in die Welt hinaus.

(Emanuel Geibel)
 
 
 
 


 
 
 
 

Die frühen Gräber

Willkommen, o silberner Mond,
Schöner, stiller Gefährt der Nacht
Du entfliehst? Eile nicht, bleib, Gedankenfreund!
Sehet, er bleibt, das Gewölk wallte nur hin.

Des Maies Erwachen ist nur
Schöner noch, wie die Sommernacht,
Wenn ihm Tau, hell wie Licht, aus der Locke träuft
Und zu dem Hügel herauf rötlich er kömmt.

Ihr Edeleren, ach es bewächst
Eure Male schon ernstes Moos.
O wie war glücklich ich, als ich noch mit euch
Sahe sich röten den Tag, schimmern die Nacht.

(Friedrich Gottlieb Klopstock)
 
 
 
 


 
 
 
 

Mondendinge

Dinge gehen vor im Mond,
die das Kalb selbst nicht gewohnt.

Tulemond und Mondamin
liegen heulend auf den Knien.

Heulend fletschen sie die Zähne
auf der schwefligen Hyäne.

Aus den Kratern aber steigt
Schweigen, das sie überschweigt.

Dinge gehen vor im Mond,
die das Kalb selbst nicht gewohnt.

Tulemond und Mondamin
liegen heulend auf den Knien ...

(Christian Morgenstern)
 
 
 
 


 
 
 
 

Ritt im Mondschein

Herz zum Herzen ist nicht weit
Unter lichten Sternen,
Und das Aug’, von Tau geweiht,
Blickt zu lieben Fernen;
Unterm Hufschlag klingt die Welt,
Und die Himmel schweigen,
Zwischen beiden mir gesellt,
Will der Mond sich zeigen.

Zeigt sich heut in roter Glut
An dem Erdenrande,
Gleich als ob mit heißem Blut
Er auf Erden lande,
Doch nun flieht er scheu empor,
Glänzt in reinem Lichte,
Und ich scheue mich auch vor
Seinem Angesichte.

(Achim von Arnim)
 
 
 
 


 
 
 
 

Nacht liegt auf den fremden Wegen, –
Krankes Herz und müde Glieder; –
Ach, da fließt, wie stiller Segen,
Süßer Mond, dein Licht hernieder.

Süßer Mond, mit deinen Strahlen
Scheuchest du das nächt’ge Grauen;
Es zerrinnen meine Qualen,
Und die Augen übertauen.

(Heinrich Heine)
 
 
 
 


 
 
 
 

An den Mond

Füllest wieder Busch und Tal
Still mit Nebelglanz,
Lösest endlich auch einmal
Meine Seele ganz;

Breitest über mein Gefild’
Lindernd deinen Blick,
Wie des Freundes Auge mild
Über mein Geschick.

Jeden Nachklang fühlt mein Herz
Froh- und trüber Zeit,
Wandle zwischen Freud’ und Schmerz
In der Einsamkeit.

Fließe, fließe, lieber Fluss!
Nimmer werd ich froh;
So verrauschte Scherz und Kuss
Und die Treue so.

Ich besaß es doch einmal,
Was so köstlich ist!
Dass man doch zu seiner Qual
Nimmer es vergisst!

Rausche, Fluss, das Tal entlang,
Ohne Rast und Ruh,
Rausche, flüstre meinem Sang
Melodien zu,

Wenn du in der Winternacht
Wütend überschwillst
Oder um die Frühlingspracht
Junger Knospen quillst.

Selig, wer sich vor der Welt
Ohne Hass verschließt,
Einen Freund am Busen hält
Und mit dem genießt,

Was, von Menschen nicht gewusst
Oder nicht bedacht,
Durch das Labyrinth der Brust
Wandelt in der Nacht.

(Johann Wolfgang von Goethe)
 
 
 
 


 
 
 
 

Der Mond

Und grämt dich, Edler, noch ein Wort
Der kleinen Neidgesellen?
Der hohe Mond, er leuchtet dort
Und lässt die Hunde bellen
Und schweigt und wandelt ruhig fort,
Was Nacht ist, aufzuhellen.

(Johann Gottfried Herder)
 
 
 
 


 
 
 
 

Frühlingsnacht

Übern Garten durch die Lüfte
Hört ich Wandervögel ziehn,
Das bedeutet Frühlingsdüfte,
Unten fängts schon an zu blühn.

Jauchzen möcht ich, möchte wissen,
Ist mirs doch, als könnts nicht sein!
Alte Wunder wieder scheinen
Mit dem Mondenglanz herein.

Und der Mond, die Sterne sagens,
Und in Träumen rauschts der Hain,
Und die Nachtigallen schlagens:
Sie ist Deine, sie ist dein!

(Joseph Freiherr von Eichendorff)
 
 
 
 


 
 
 
 

Mondnacht

Es war, als hätt’ der Himmel
Die Erde still geküsst,
Dass sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müsst.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.

(Joseph Freiherr von Eichendorff)
 
 
 
 


 
 
 
 

Siehst du den Mond am Himmel stehn?
Dorthin all meine Träume gehn.
Komm auch hinauf, solang er scheint!
Für eine Nacht sind wir vereint.

(Maria Holschuh)
 
 
 
 


 
 
 
 

An den Mond

Dein stilles Silberlicht
Erquickt mir mein Gesicht.
O Mond, Gedanken-Freund, ich sehe dich von weiten
Und winke dich zu mir
Und bin nicht weit von dir
Und denk’ an schön’re Zeiten.

Wer einst, du lieber Mond,
In diesem Hüttchen wohnt
Und sieht dein Silberlicht, dem magst du keine Falten
Auf seiner Stirne sehn,
Magst still vorübergehn
Und ihn für glücklich halten!

Dass ich’s nicht bin, sag’ ich
Nur dir, und tröste mich –
O Mond, Gedanken-Freund –, dass stille Nächte kommen!
Dir nur vertrau’ ich’s, dir.
Schon manche Nacht hat mir
Des Tages Gram genommen!

(Johann Wilhelm Ludwig Gleim)
 
 
 
 


 
 
 
 

Auch ein Lied an den lieben Mond

Ei! schönen guten Abend dort am Himmel!
Man freuet sich, Ihn noch fein wohl zu sehn.
Willkommen mir, vor allem Sterngewimmel!
Vor allem Sterngewimmel lieb und schön! –

Was lächelst du so bittlich her, mein Teurer?
Willst du vielleicht so was von Sing und Sang?
Ganz recht! Wofür auch wär’ ich sonst der Leirer,
Des Saitenspiel bisher – so so! – noch klang?

Es wäre ja nicht halb mir zu verzeihen,
Das muss ich selbst treuherzig eingestehn,
Da alle Dichter dir ein Scherflein weihen,
Wollt’ ich allein dich stumm vorübergehn.

Besonders, da ich jetzt mit einem Bande,
Voll meiner Reimereien, her und hin,
Im ganzen werten teutschen Vaterlande
Hausieren umzugehn entschlossen bin.

Auch bist du’s wert, mein sanfter, holder, lieber - - -
Ich weiß nicht recht, wie ich dich nennen soll?
Mann oder Weib? – Schon lange war ich über
Und über deines warmen Lobes voll.

So wissen’s dann die Jungen und die Alten,
Was immerdar auch meine Wenigkeit
Vom schönen lieben Monde hat gehalten
Und halten wird in alle Ewigkeit!

Die Sonn’ ist zwar die Königin der Erden.
Das sei hiermit höchstfeierlich erklärt!
Ich wäre ja, von ihr beglänzt zu werden,
Verneint’ ich dies, nicht eine Stunde wert.

Wer aber kann, wann sie im Strahlenwagen
Einher an blauer Himmelsstraße zieht,
Die Glorie in seinem Aug’ ertragen,
Die ihre königliche Stirn umglüht?

Du, lieber Mond, bist schwächer zwar und kleiner,
Ein Kleid, nur recht und schlecht, bekleidet dich;
Allein du bist so mehr wie unsereiner,
Und dieses ist gerade recht für mich.

Ich würde mir’s fürwahr nicht unterstehen,
Mit ihrer hocherhabnen Majestät
So brüderlich und traulich umzugehen,
Wie man noch wohl mit dir sich untersteht.

Die Sonne mag uns tausend Segen schenken.
Das wissen wir und danken’s herzlich ihr.
Doch weiß sie auch es wieder einzutränken
Und sengt und brennt oft desto bass dafür.

Du aber, aller Kreaturen Freude!
Den jeder Mund so treu und froh begrüßt,
Bist immer gut, tust nimmer was zu Leide.
Kein Biedermann hat je durch dich gebüßt.

Wär’ ohne sie die Welt nur hell und heiter
Und frör’ es nur nicht lauter Eis und Stein
Und Wein und Korn und Obst gediehe weiter,
Wer weiß? so ließ’ ich Sonne Sonne sein.

Dich ließ’ ich mir in Ewigkeit nicht nehmen,
Wofern mein armes Nein was gelten kann.
Ich würde bis zum Kranken mich zergrämen,
Verlör’ ich dich, du trauter Nachtkumpan!

Wen hätt’ ich sonst, wann um die Zeit der Rosen,
Zur Mitternacht mein Gang um’s Dörfchen irrt,
Mit dem ich so viel Liebes könnte kosen,
Als hin und her mit dir gekoset wird?

Wen hätt’ ich sonst, wann überlange Nächte
Entschlummern mich, du weißt wohl was, nicht lässt,
Dem alles ich so klagen könnt’ und möchte,
Was für ein Weh mein krankes Herz zerpresst?

(Gottfried August Bürger)
 
 
 
 


 
 
 
 

An den Mond

Geuß, lieber Mond, geuß deine Silberflimmer
    Durch dieses Buchengrün,
Wo Phantasein und Traumgestalten immer
   Vor mir vorüberfliehn.

Enthülle dich, dass ich die Stätte finde,
   Wo oft mein Mädchen saß,
Und oft, im Wehn des Buchbaums und der Linde,
   Der goldnen Stadt vergaß.

Enthülle dich, dass ich des Strauchs mich freue,
   Der Kühlung ihr gerauscht,
Und einen Kranz auf jeden Anger streue,
   Wo sie den Bach belauscht’.

Dann, lieber Mond, dann nimm den Schleier wieder
   Und trau’r um deinen Freund
Und weine durch den Wolkenflor hernieder,
   Wie dein Verlassner weint.

(Ludwig Christoph Heinrich Hölty)
 
 
 
 


 
 
 
 

An den Mond

Lieber Mond! verstecke dich,
Wenn mein Liebster zu mir fliegt,
Dass die Neugier müde sich
Auf dem platten Bauche liegt.

Lieber Mond! verstecke dich,
Wenn zu viel mein Auge sagt;
Denn wer ist so schwach wie ich?
Lieber keinen Streit gewagt!

Lieber Mond! verstecke dich,
Wenn er meine Lippen küsst;
Denn ich Arme schäme mich,
Ob er gleich ein Engel ist.

Lieber Mond! verstecke dich,
Wenn die Abschiedsstunde schlägt,
Dass bei meinem Kummer sich
Nicht das Herz in ihm bewegt.

Lieber Mond! verstecke dich,
Wenn zurück mein Liebster kehrt,
Bis du – was klingt süßer? sprich! –
Seiner Flöte Ton gehört!

(Leopold Friedrich Günther von Goeckingk)
 
 
 
 


 
 
 
 

Mondaufgang

Es drang ein Rauschen grüßend aus der Ferne,
Von Blütenträumen war die Nacht gewiegt,
Und auf den Wäldern lagen tausend Sterne,
Wie Silberschmuck auf jungen Locken liegt.
Und meine Sehnsucht spannte ihre Flügel
Und flog empor – und wusste nicht, wohin:
Mit Lächeln auf dem schönsten Rosenhügel
Erschien die stille, blasse Trösterin.

(Hans Bethge)
 
 
 
 


 
 
 
 

Der Mond
An meinen Bruder

Der Mond, der uns so freundlich scheint,
War unsrer lieben Mutter Freund;
Er sieht uns an mit sanftem Blick
Und denkt wohl auch an sie zurück.

Er kömmt zu uns von Alpen her,
Scheint unsern Schwestern übers Meer
Und sieht von seiner hohen Bahn
Mit einem Blick uns alle an.

So sieht uns unser Mutter Blick;
Sie fleht zu Gott für unser Glück
Und strahlt in stiller Nächte Ruh
Uns ihren teuren Segen zu.

(Friedrich Leopold von Stolberg)
 
 
 
 


 
 
 
 

An den Mond

Ach, vergebens lächelst du mir vom blauen
Himmel, lieber Mond! Wie in Herbstgewittern
Ist voll düstern Kummers mein Geist, voll trüber
Zähren mein Auge!

Dreimal gingst du strahlenlos durch den Äther,
Dreimal neubestrahlt; und kein einzig Lüftchen
Sagt mir armen Jüngling, was fern mein trauter
Brückner beginnet.

Seelenangst und brennende Fieber martern
Ihn vielleicht zur Stunde! Vielleicht, o Himmel!
Scheinest du, falschlächelnder Mond, auf seinen
Ragenden Grabstein!

(Johann Heinrich Voß)
 
 
 
 


 
 
 
 

An den Mond

Schwester von dem ersten Licht,
Bild der Zärtlichkeit in Trauer!
Nebel schwimmt mit Silberschauer
Um dein reizendes Gesicht.
Deines leisen Fußes Lauf
Weckt aus tagverschlossnen Höhlen
Traurig abgeschiedne Seelen,
Mich und nächt’ge Vögel auf.

Forschend übersieht dein Blick
Eine großgemessne Weite!
Hebe mich an deine Seite,
Gib der Schwärmerei dies Glück!
Und in wolllustvoller Ruh
Säh der weitverschlagne Ritter
Durch das gläserne Gegitter
Seines Mädchens Nächten zu.

Dämmrung, wo die Wollust thront,
Schwimmt um ihre runden Glieder.
Trunken sinkt mein Blick hernieder –
Was verhüllt man wohl dem Mond!
Doch was das für Wünsche sind!
Voll Begierde zu genießen,
So da droben hängen müssen –
Ei, da schieltest du dich blind!

(Johann Wolfgang von Goethe)
 
 
 
 


 
 
 
 

Vollmond

Mond,
der Du voll am Himmel hängst,
lässt dem Schwarz der Nacht keine Chance,
die Erde in Finsternis zu tauchen.
Stärker ist das glänzende Strahlen
als die Mattheit des Dunkels –
wenn auch nur für diese Nacht.

(Sabine Balzer)
 
 
 
 


 
 
 
 

mondes klagelied

soviel schmerzen
kann ich täglich sehen
wenn ich des nachtens
meine bahn
durch den samtschwarzen himmel
ziehe
wenn ihr menschenkinder
euch unbeobachtet denket
wenn ihr es euch traut
eure tränen zuzulassen
wie soll ich mich
an den liebenden erfreuen,
wenn es auch nur ein menschenkind gibt
welches sich nur getrauet
im schutze meines silbrigen lichtes
ihren schmerz nach außen zu lassen

(Lunaticus)
 
 
 
 


 
 
 
 

Luna

Es trichtert die Dämmerung
Sonnenfülle in der Liebe Land
Elegisch sucht die Sonne des Mondes Hand
Verglühtes Purpur klebt Sehnsucht am Trabant

Wolkenmeere kellern helle Zimmer
Heiße Tränen die Fenster brechen
Es schwillt der Abend bleierne Schatten ketten
Luna will die Sonne retten

Wieder angekommen
Mein Verlangen nach dir
Wieder angekommen
Du mildes Licht

Träume dem Tausendsassa folgen
Und der Eremit schlummert trivial
Die Sonne sie darf nicht mondgatten
Doch in Maya war die Liebe da

Wieder angekommen
Mein Verlangen nach dir
Wieder angekommen
Du mildes Licht
Doch dunkle Sterne und wilde Lilien bangen
Und der Stachel tief in der Brust sticht

(Heidrun-Auro Brenjo)
 
 
 
 


 
 
 
 

An den Mond
Im Spätherbst

Sei mir gegrüßt, du Erhabner, der hinter verhüllenden Wolken
Plötzlich hervorkommt am Himmel, ich heiße dich freudig willkommen;
Wenn du geräuschlos hin schwebst ob diesen entblätterten Feldern,
Scheinen die flüsternden Winde des Jahres Requiem zu singen.
Herbstzeit beginnt jetzt zu kränkeln, bald wird sie im Tode verscheiden.
Auch ist der Pfad, den ich wandle, mit welkenden Blättern bestreut.
Wohl tut die einsame Stille dem Herzen, das feind dem Geräusche.
Ich bring mit inniger Freude dir, strahlendem Fürsten der Nächte,
Ehrende Huldigung dar, vor deiner Größe mich neigend.
Denn wenn die Wolken die Sonne mit feindlichem Neide umdüstern,
Reif uns der strenge November herabschickt zur nächtlichen Stunde,
Ist es uns doppelte Freude, den Mond, den Erhabnen, zu sehen,
Wie er, dem Schwan zu vergleichen, durch Fluten der Lüfte hinsegelnd,
Unserm Gedächtnis so zauberisch zurückruft das Lächeln des Frühlings.

(Kathinka Zitz-Halein)
 
 
 
 


 
 
 
 

L’Embellie (Aufhellung)

Spiegel romantischer Sehnsucht
Fluss des Lebens
In der Finsternis erscheinendes Licht

Im Schutz Deines Kreises
Kann mir nichts Böses widerfahren

Und in der Blau-Farbe Deines Silbers
Die Spirale der Männlichkeit.

(Marion Dostert)
 
 
 
 


 
 
 
 

Der Abend

Mit toten Heldengestalten
Erfüllst du Mond
Die schweigenden Wälder,
Sichelmond –
Mit der sanften Umarmung
Der Liebenden,
Den Schatten berühmter Zeiten
Die modernden Felsen rings;
So bläulich erstrahlt es
Gegen die Stadt hin,
Wo kalt und böse
Ein verwesend Geschlecht wohnt,
Der weißen Enkel
Dunkle Zukunft bereitet.
Ihr mondverschlungnen Schatten
Aufseufzend im leeren Kristall
Des Bergsees.

(Georg Trakl)
 
 
 
 


 
 
 
 

Der Mond

Als Gott den lieben Mond erschuf,
gab er ihm folgenden Beruf:

Beim Zu- sowohl wie beim Abnehmen
sich deutschen Lesern zu bequemen,

ein  formierend und ein 
dass keiner groß zu denken hätt.

Befolgend dies, ward der Trabant
ein völlig deutscher Gegenstand.

(Christian Morgenstern)
 
 
 
 


 
 
 
 

Der Mond

Wenn die Schäferflöte
Sanfte Lieder tönt
Und die Abendröte
Das Gefild verschönt,

Tritt im Silberglanze
Aus dem Wolkenchor
Mit dem Sternenkranze
Still der Mond hervor.

Lächelt dann voll Milde
Auf die Welt herab;
Hellet Luftgefilde,
Hellt das stille Grab.

Lockt mit seinen Strahlen
Frieden in die Brust!
Mildert Schmerz und Qualen,
Gibt uns süße Lust.

Ach! in Wehmutsträume
Er so gerne wiegt,
Dass in bessre Räume
Auf die Seele fliegt.

Ruft der Kinderjahre
Längst entschwund’nes Glück!
Ihre Festaltare
Rufet er zurück.

Zeiget unsern Blicken
Wesen halb verhüllt;
Zeiget, o Entzücken,
Ferner Lieben Bild.

(Kathinka Zitz-Halein)
 
 
 
 


 
 
 
 

Die schlanke Wasserlilie
Schaut träumend empor aus dem See;
Da grüßt der Mond herunter
Mit lichtem Liebesweh.

Verschämt senkt sie das Köpfchen
Wieder hinab zu den Well’n –
Da sieht sie zu ihren Füßen
Den armen blassen Gesell’n.

(Heinrich Heine)
 
 
 
 


 
 
 
 

Der Mond ist meine Tante,
Er schmoddert durch die Nacht.
Die Sonne, meine Großmama,
Hat nie an mich gedacht.

(Jakob van Hoddis)
 
 
 
 


 
 
 
 

Der Mann im Mond

Der Mann im Mond
Ein Frauentraum?

Lässt er mich hoffen
Alle Weiblichkeit
Zu sehen, geben, nehmen an.

In Wirklichkeit
Der Mann im Mond
Ein Hoffnungsschimmer?

(Marion Dostert)
 
 
 
 


 
 
 
 

Mond

Weites rundes Land
Graues Gefühl
Gewaltiger Trabant
Entwaffnet
Sind die Großmäuler der Natur
Lunaisch trennst du
Ebbe von Flut
Die Zyklen vor dir niederknien
Beträumst Revolutionen
Sogest alles in deinen Bann
Muss mit dir auf Reisen gehen
Magisch in meinem Schlafgewand
Will Sterne pflücken
Einspannen und ertrinken
Alsdann die Sonne rot glüht
Und die Amsel wieder zwitschert

(Heidrun-Auro Brenjo)
 
 
 
 


 
 
 
 

Mondschein

Sonnenbeschienenes Mondparadies
Geöffnet, bereit zu empfangen

Den goldenen Strahl erneuerndes Leben
Wird es im Rosengarten geben.

Verschmelzend,
Umhüllend die Silberwiege.

(Marion Dostert)
 
 
 
 


 
 
 
 

O Nacht!

O Nacht, du goldgesticktes Zelt,
O Mond, du Silberlampe,
Das du die ganze Welt umhüllst
Und die du allen leuchtest!

Wo birgt in deinen Falten sich
Die allerreinste Perle?
Wo widerstrahlt dein träumend Licht
Im allerklarsten Spiegel?

O breite siebenfach um sie
Das schützende Gewinde,
Dass nicht der Jüngling sie erschaut!
Auflodere in Flammen,
Dass kein verblühend Weib sie trifft
Mit unheilvollem Auge!
Und, milde Lampe, schauend tief
In ihres Spiegels Klarheit,
Erblicktest du ein Bild darin?
Und war es, ach, das meine?

(Annette von Droste-Hülshoff)
 
 
 
 


 
 
 
 

Vergleichung

Frau Ramlerin befiehlt, ich soll sie wem vergleichen,
Ich sinne nach und weiß nicht, wem und wie.
Nichts unterm Mond will mir ein Bildnis reichen,
Wohl! Mit dem Mond vergleich ich sie.

Der Mond schminkt sich und stiehlt der Sonne Strahlen,
Tut auf gestohlen Brot sich wunderviel zugut.
Auch sie gewohnt ihr Nachtgesicht zu malen
Und kokettiert mit einer Büchse Blut.

Der Mond – und das mag ihm Herodes danken! –
Verspart sein Bestes auf die liebe Nacht.
Frau Ramlerin verzehrt bei Tag die Franken,
Die sie zu Nachtzeit eingebracht.

Der Mond schwillt an und wird dann wieder mager,
Wenn eben halt ein Monat über ist;
Auch dieses hat Frau Ramlerin vom Schwager,
Doch, sagt man, braucht sie läng’re Frist!

Der Mond prunkiert auf sein Paar Silberhörner,
Und dieses macht er schlecht,
Sie sieht sie an Herrn Ramler gerner,
Und darin hat sie recht.

(Friedrich Schiller)
 
 
 
 


 
 
 
 

Wie dunkle Träume stehen
Die Häuser in langer Reih’;
Tief eingehüllt im Mantel
Schreite ich schweigend vorbei.

Der Turm der Kathedrale
Verkündet die zwölfte Stund’;
Mit ihren Reizen und Küssen
Erwartet mich Liebchen jetzund.

Der Mond ist mein Begleiter,
Er leuchtet mir freundlich vor;
Da bin ich an ihrem Hause,
Und freudig ruf ich empor:

Ich danke dir, alter Vertrauter,
dass du meinen Weg erhellt;
Jetzt will ich dich entlassen,
Jetzt leuchte der übrigen Welt!

Und findest du einen Verliebten,
Der einsam klagt sein Leid,
So tröst ihn, wie du mich selber
Getröstet in alter Zeit.

(Heinrich Heine)
 
 
 
 


 
 
 
 

Silbermond-Reise

Mondland,
Ort der abgeschiedenen Seelen
Blaue Blumen und Silbertränen.

Immer noch ungeklärt im Strahlensystem
Neigst Du Dich wieder sehnsüchtig zur Erde,
Jenseits Deines natürlichen Begleiters.

Doch hier im weißen Mondnebel
Kann "der Andere" in Dir nicht bleiben,
Fällt aus der Ellipsenbahn.

Maare und Kraterketten
Können die Flut nicht halten,

Verschmelzen in Ebbe mit mir !

(Marion Dostert)
 
 
 
 


 
 
 
 

Mondmacht

Im Schlaf Du meine Seele nimmst,
mit ihr durch fremde Welten schwimmst.

Der Wächter meiner Träume bist,
und ihnen Hauch von Leben gibst.

Dein Licht die Nacht voll Schatten füllt,
und Farben stets in Grau verhüllt.

Vertraut und zugleich unbekannt,
berührst die Welt mit Geisterhand.

Die Herzen mit Romantik füllst,
den Durst nach Mystik oft auch stillst.

Die Ozeane deinen Weg begleiten,
bist Herrscher über die Gezeiten.

Selbst Flora und Fauna sind dir Untertan,
ein ganzer Planet in Deinem Bann.

(Mike Mlynar)
 
 
 
 


 
 
 
 

Wenn der Mond aufgeht ...

Langsam sucht sich Stern um Stern.
Näh’ und Ferne sind verwichen.
Welt und Himmel haben sich so gern,
dass sie ausgeglichen,
schweigend ineinanderfließen.
Alle Wege sind nicht mehr,
nur der Mondstrahl hält die Mitte
ruhig in das Herz der Nacht.
Und von ungefähr zu ungefähr
tragen leis’ Erinnerung und Bitte
alle qualerlöste Erdenfracht
hoch hinauf ins Wolkenmeer ...

(Oskar Maria Graf)
 
 
 
 


 
 
 
 

Junger Mond

Die Ahornblätter schweben im Gleitflug fort.
Der Abendnebel treibt sich im Busch herum.
Im Hauch der allzu frühen Dämmrung
Gehen die Kinder befohlnen Heimweg.

Schon steigt am Himmel silbern der Mond herauf.
Er ist im ersten Viertel noch, bleich, ein Kind.
Wie bald wird er ein Mannsbild sein mit
Schmerbauch und goldenen Hängebacken!

Der volle Mond bewacht die Zufriedenheit,
Das feste Haus, behäbige Abendruh –
Doch schmal im weißen Hochmut redet
Silbern der Jüngling die Anfangsworte.

(Georg Britting)
 
 
 
 


 
 
 
 

Freund Mond

Du alter Zaubermeister
Schleichst wieder durch die Nacht
Und lenkest deine Geister
Mit deines Blickes Macht.

Im Wolkenmantel schreitest
Du bald vermummt einher,
Bald Glanzes Fülle breitest
Du über Land und Meer.

Dein leuchtend Schweigen wirket
Auf Erden wundermild,
Und was dein Schein umzirket,
Tauscht Wesen und Gebild.

Geheimnisvolle Schatten
Und träumerisches Licht
Wirft über Berg und Matten
Dein ruhig Angesicht.

Und machst du Felsen wanken,
Aufblitzen hartes Erz,
Was träufst du für Gedanken
Ins weiche Menschenherz.

Zu dir schreit Angst und Jammer
Aus tiefer Not empor,
Zu dir hebt in der Kammer
Sehnsucht die Händ’ empor.

Auf deinen Beistand bauet
Hoffnung in jedem Kleid,
Dir wird getrost vertrauet
Der Liebe Lust und Leid.

Nachtwandler, deine Bahnen
Zieh unter Sternen hin,
Das Volk darf es nicht ahnen,
Dass ich dein Günstling bin.

(Julius Wolff)
 
 
 
 


 
 
 
 

Nacht ist schon hereingesunken,
Schließt sich heilig Stern an Stern,
Große Lichter, kleine Funken
Glitzern nah und glänzen fern;
Glitzern hier im See sich spiegelnd,
Glänzen droben klarer Nacht,
Tiefsten Ruhens Glück besiegelnd
Herrscht des Mondes volle Pracht.

(Johann Wolfgang von Goethe)
 
 
 
 


 
 
 
 

der mond verbirgt sich in
ihr haar.
Die
lilie
des himmels
voll von allen träumen
sinkt herab.

bedeck ihre kürze mit singen
schließe sie in verwobene matte vögel
bei maßliebchen und zwielichtern
Vertiefe sie,

Bete
auf ihrem
fleisch
des regens

perlen einzel-flüsternd.

(Edward Estlin Cummings)
 
 
 
 


 
 
 
 

An den Mond

  So klar und helle schienest du
Aus dunkelblauen Lüften nieder,
  O Mond, als ich noch glücklich war.

  Du scheinst so helle noch, so klar
Aus dunkelblauen Lüften nieder:
  Ich aber bin nicht glücklich mehr.

  Als ich von ihr zu dir empor,
Von dir auf sie herunterschaute,
  Da war mein Äug so klar wie du.

  Jetzt ist es trüb; denn, lieber Mond,
Ich misse sie schon lange, lange,
  Die ich noch lieber seh als dich!

  Du siehst sie wohl, auch mich siehst du,
Sag ihr: mein Aug sei jetzund trübe,
  Das einst so helle war wie du.

(Lorenz Leopold Haschka)
 
 
 
 


 
 
 
 

"tendre" (zärtlich)

Wintermond umhüllt die Erinnerung
an jenen hoffnungsvollen Schimmer,
der in Erfüllung ging.

Birgt das Mondlicht
in der Begegnung
zwischen Unschuld und Liebe

Trägt die Mondfrucht
in silbernen Schlaf.

(Marion Dostert)
 
 
 
 


 
 
 
 

Der Mond

O Mond, wenn ich Dich seh,
Dann hab ich meine Plage:
Du bist im Jahr nur zwölfmal voll
Und ich fast alle Tage.

(Unbekannter Dichter)
 
 
 
 


 
 
 
 

Come, gentle night, come, loving, black-brow’d night,
 Give me my Romeo; and, when he shall die,
 Take him and cut him out in little stars,
 And he will make the face of heaven so fine
 That all the world will be in love with night
 And pay no worship to the garish sun.

(William Shakespeare, Romeo and Juliet)
 
 
 
 


 
 
 
 

Mondesaufgang

An des Balkones Gitter lehnte ich
Und wartete, du mildes Licht, auf dich.
Hoch über mir, gleich trübem Eiskristalle,
Zerschmolzen schwamm des Firmamentes Halle;
Der See verschimmerte mit leisem Dehnen,
Zerflossne Perlen oder Wolkentränen? –
Es rieselte, es dämmerte um mich,
Ich wartete, du mildes Licht, auf dich.

Hoch stand ich, neben mir der Linden Kamm,
Tief unter mir Gezweige, Ast und Stamm;
Im Laube summte der Phalänen Reigen,
Die Feuerfliege sah ich glimmend steigen,
Und Blüten taumelten wie halb entschlafen;
Mir war, als treibe hier ein Herz zum Hafen,
Ein Herz, das übervoll von Glück und Leid
Und Bildern seliger Vergangenheit.

Das Dunkel stieg, die Schatten drangen ein –
Wo weilst du, weilst du denn, mein milder Schein? –
Sie drangen ein, wie sündige Gedanken,
Des Firmamentes Woge schien zu schwanken,
Verzittert war der Feuerfliege Funken,
Längst die Phaläne an den Grund gesunken,
Nur Bergeshäupter standen hart und nah,
ein finstrer Richterkreis, im Düster da.

Und Zweige zischelten an meinem Fuß
Wie Warnungsflüstern oder Todesgruß;
Ein Summen stieg im weiten Wassertale
Wie Volksgemurmel vor dem Tribunale;
Mir war, als müsse etwas Rechnung geben,
Als stehe zagend ein verlornes Leben,
Als stehe ein verkümmert Herz allein,
Einsam mit seiner Schuld und seiner Pein.

Da auf die Wellen sank ein Silberflor,
Und langsam stiegst du, frommes Licht, empor;
Der Alpen finstre Stirnen strichst du leise,
Und aus den Richtern wurden sanfte Greise,
Der Wellen Zucken ward ein lächelnd Winken,
An jedem Zweige sah ich Tropfen blinken,
Und jeder Tropfen schien ein Kämmerlein,
Drin flimmerte der Heimatlampe Schein.

O Mond, du bist mir wie ein später Freund,
Der seine Jugend dem Verarmten eint,
Um seine sterbenden Erinnerungen
Des Lebens zarten Widerschein geschlungen,
Bist keine Sonne, die entzückt und blendet,
In Feuerströmen lebt, im Blute endet –
Bist, was dem kranken Sänger sein Gedicht,
Ein fremdes, aber o! ein mildes Licht.

(Annette von Droste-Hülshoff)
 
 
 
 


 
 
 
 

Hymnus an den Mond

Freundlich ist deine Stirn, helles Auge der Nacht,
Weiß bekleideter Mond, lächelnd ist deine Wang’,
Holder Wolkenbewandler,
Der die silberne Fackel schwingt.

Ruhe hüpfet dir vor. Wie der Pflüger frohlockt,
Wie der Schnitter frohlockt, wenn er hinter dem Hain,
Dich, am Saume des Himmels,
Mit der blinkenden Kerze sieht!

Fröhlich wandelt er heim, mit der Sichel am Arm,
Singet ein Schnitterlied. Du beflimmerst indes
Seine blitzende Sichel,
Seinen nickenden Erntestrauß.

Rötlich ist deine Wang’, purpurfarben dein Kleid,
Wenn du, Rosen ums Haar, deine Grotte verlässt
Und den östlichen Himmel,
Mit der Miene voll Lächeln, besteigst.

Silberfarben dein Kleid, wenn du vom hohen Gewölb’
Deines Himmels die Stadt und das Dörfchen beschaust,
Das ein nickendes Wäldchen
In die wirtlichen Arme schlingt.

Du bist reizend, o Mond, wenn du, lächelnder Gott,
Durch das blaue Gefild, im Gewande von Licht,
Deine Tritte beflügelst
Und die Säume der Schatten färbst.

Minder reizend, doch schön, wenn du hinter dem Schirm
Regnichter Wolken stehst und den sinkenden Kranz
Von verfärbten und welken
Blumen um deine Schläfe webst.

Welch ein freundlicher Gott! Wie er sein Fackellicht
Unter die Schatten des Hains und der Gesträuche mengt,
Wie er den silbernen Teppich
Über die Scheitel der Hügel wirft!

Wie er vom Himmel herab sich im Bache besieht,
Manchen goldenen Streif auf die Gewässer malt,
Manches goldene Sternchen
Auf die hüpfenden Wellen streut!

Welch ein wohltätiger Gott! Zünde die Fackel an,
Ruft der liebende Hirt, leuchte mich durch den Wald,
Wo mein reizendes Mädchen
Meinen Schritten entgegenlauscht.

Zünde die Fackel an, fleht das Mädchen, o Mond,
Und beglänze den Pfad, wo mein Geliebter irrt;
Und du zündest die Fackel
Hinter dem Kranze von Hügeln an.

Fröhlicher wandelt er nun durch das krause Gebüsch,
Welches dein Licht verbrämt, durch den dämmernden Hain,
Seinem Mädchen entgegen,
Das beim Lispeln des Baches sitzt.

Immer reizest du mich, freundliches Auge der Nacht,
Wenn du dem Ost entsteigst und im rothen Gewand
Hinter dem Walde hervorgehst
Oder im grauenden Westen sinkst.

Immer reizest du mich, wenn du durch das Geweb’,
Das der Lindenbaum webt, lächelnde Blicke wirfst
Oder Edelgesteine
Über die blendende Schneeflur streust.

Schon als hüpfender Knab’, ehe der Bardenkunst
Funken in mir entglomm, saß ich am Wiesenbach
Und beschaute dein Antlitz
Mit verschlingendem Wonneblick.

Wie romantisch die Flur meinen Blicken erschien!
Elfen, mit Veilchen bekränzt, tanzeten Reihentanz
Durch die silberbesäumten
Wankenden Schatten des Eichenhains.

Sie bemalten die Flur mit dem heitersten Grün,
Gossen, mit kleiner Hand, Perlen und Silberstaub
In die Locken der Blumen
Und entfalteten ihre Brust.

Heller blinkte der Mond! Schauer ergriff mein Haar,
Klopfte mit leisem Schlag an mein jugendlich Herz.
Mitternacht sank indessen
Auf den schlummernden Eichenhain.

(Ludwig Christoph Heinrich Hölty)
 
 
 
 


 
 
 
 

Der Mond

Wie wundersam ist alles Tote
und wie unaussprechlich:
ein totes Blatt und ein toter Mensch
und des Mondes Scheibe.
Und alle Blumen kennen ein Geheimnis
welches der Wald bewahrt:
des Mondes Kreisumlauf um unsre Erde
ist des Todes Bahn.
Und der Mond spinnt sein Gewebe wundersam
welches die Blumen lieben,
und der Mond spinnt sein Märchennetz
um alles Lebende.
Und des Mondes Sichel mäht Blumen ab
in Spätherbstnächten,
und alle Blumen warten auf des Mondes Kuss
in endlosem Verlangen.

(Edith Södergran)
 
 
 
 


 
 
 
 

Der Mond

Der Mond zieht durch die Wolken,
Er kommt so hell heran.
Ihr Kinder, eilt ins Freie!
O seht den Mond euch an!
Da streckt das kleinste Knäbchen
Die Arm’ hinaus gar weit,
Den Mond, den Mond will’s haben,
Nach ihm es weint und schreit.
Ich kann ihn dir nicht geben,
Auch wenn du größer bist,
Kann ich kein Glück dir geben,
Das nicht auf Erden ist. –
Denk bei dem goldnen Monde,
Der hoch am Himmel schwebt,
Dass niemand hier auf Erden
Unmögliches erstrebt.

(August Heinrich Hoffmann von Fallersleben)
 
 
 
 


 
 
 
 

Nacht für Nacht

Wenn ich schweren Herzens
Nachts allein mit meinem Kummer
Liege und die Lampe lösche
In dem dufterfüllten Zimmer,

Bangt mir immer,
Dass vielleicht der Mond
Wieder seinen Schein verwirrend
Spielen lässt auf meinem Lager.

(Kaiser Jianwen von Liang)
 
 
 
 


 
 
 
 

Der Mond

Wie ist doch über Wald und Feld
So himmelhoch der Mond gestellt! –
Und wie ein Wächter ohne Ruh
Sieht er der stillen Erde zu.

Zu allen Menschen groß und klein
Sein lichtes Auge sieht herein,
Sieht, wo ein leises Lämpchen scheint,
Am Kindesbett die Mutter weint;

Sieht, wo im Wald die Blume steht,
Und wo noch spät ein Wandrer geht. –
Du nimmst sie all’ in deine Hut,
Du, guter Gott, bist allen gut!

(Hermann Kletke)
 
 
 
 


 
 
 
 

Der Mond

Im stillen, heitern Glanze
Tritt er so mild einher;
Wer ist im Sternenkranze
So schön geschmückt als er?

Er lächelt still, bescheiden,
Verhüllt sein Angesicht
Und gibt doch so viel Freuden
Mit seinem trauten Licht.

Er lohnt des Tages Beschwerde,
Schließt sanft die Augen zu
Und winkt der müden Erde
Zur stillen Abendruh.

Schenkt mit der Abendkühle
Den Seelen reine Lust;
Die seligsten Gefühle
Gießt er in unsre Brust.

Lockt uns zu heil’gen Bäumen
Im schauerlichen Hain,
Weiht uns zu hohen Träumen
Vom Glück des Himmels ein.

Wenn dann ein leises Wehen
Im schönen Blütenbaum,
Den wir umschimmert sehen,
Vollendet unsern Traum:

Dann glänzt es in den Blicken,
Dann klopft’s in unsrer Brust;
Was fehlt dann zum Entzücken
Des Himmels unsrer Lust?

Du, der ihn uns gegeben
Mit seinem trauten Licht,
Hast Freud’ am frohen Leben,
Sonst gäbst du ihn uns nicht.

Hab Dank für alle Freuden,
Hab Dank für deinen Mond –
Der Tages Last und Leiden
So reich, so freundlich lohnt!

(Karoline Rudolphi)
 
 
 
 


 
 
 
 

Sommernacht

Der laute Tag ist fortgezogen,
Es kommt die stille Nacht herauf,
Und an dem weiten Himmelsbogen
Da gehen tausend Sterne auf,
Und wo sich Erd’ und Himmel einen
In einem lichten Nebelband,
Beginnt der helle Mond zu scheinen
Mit mildem Glanz in’s dunkle Land.

(Robert Reinick)
 
 
 
 


 
 
 
 

Wie blinkt der Mond so silberhell

Wie blinkt der Mond so silberhell,
Wie blicket er hervor!
Er leuchtet heller wie ein Quell.
O Mond, komm mehr empor!

(Annette von Droste-Hülshoff)
 
 
 
 


 
 
 
 

Der Mond, der auch nicht recht mehr munter,
Hüllt sich in Wolken und geht unter.

(Wilhelm Busch, aus: "Schnurrdiburr oder Die Bienen")
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