Die äußeren
Uranusmonde
Caliban
Anfang Oktober 1997 waren fünfzehn Uranusmonde bekannt, als Dr.
Brett J. Gladman auf
Aufnahmen vom 6. und 7. September die ersten beiden äußeren
Uranusmonde entdeckte.
Wie die meisten Uranusmonde wurden sie nach Figuren
aus
den Werken des englischen
Dichters William Shakespeare benannt,
nämlich
– wie
zuvor schon Miranda – nach
Figuren aus seinem komischen
Märchendrama
"Der Sturm": der eine der beiden
bekam den Namen
Caliban
(nach
"einem
wilden und missgeschaffenen Sklaven"),
der andere den Namen Sycorax
(nach der Mutter des Caliban,
einer
Hexe).
Caliban erhielt die
Bezeichnung Uranus XVI und Sycorax
Uranus XVII.
Sycorax
Auf Aufnahmen vom 18. Juli 1999 entdeckten Dr.
John J. Kavelaars, Dr.
Gladman,
Dr.
Matthew J. Holman,
Dr. Jean-Marc Petit
und Hans Scholl drei weitere äußere
Uranusmonde,
die ebenfalls nach Figuren aus dem "Sturm" benannt wurden, nämlich
nach
Setebos
(dem
Gott der Sycorax), Stephano
("einem berauschten Kellermeister")
und Prospero
(dem "rechtmäßigen Herzog von Mailand", einem Zauberer).
Prospero
erhielt die
Bezeichnung Uranus XVIII, Setebos
Uranus XIX und
Stephano Uranus XX.
Prospero
Setebos
Stephano
Auf Aufnahmen vom 13. August 2001 entdeckten Holman,
Kavelaars und Dan Milisavljevic
vier weitere äußere
Uranusmonde. Da ein Mond
allerdings frühestens dann als entdeckt gilt,
wenn er in zwei Nächten
beobachtet worden ist, werden bei zweien dieser Monde mitunter
weitere
Entdecker bzw. ein späteres Entdeckungsjahr und ein anderer
Entdecker genannt.
Drei dieser Monde wurden ebenfalls nach Figuren aus dem "Sturm"
benannt, nämlich nach
Trinculo (einem Hofnarren), Ferdinand
(dem Sohn des Königs von Neapel) und Francisco
(einem Lord). Der vierte wurde nach Margaret,
einer Kammerfrau der Hero aus Shakespeares
Komödie "Much Ado about Nothing" (deutsch: "Viel Lärm um
nichts"), benannt.
Trinculo
erhielt die Bezeichnung Uranus XXI, Francisco
Uranus XXII, Margaret Uranus
XXIII
und Ferdinand Uranus XXIV.
Nach längerer Entdeckungspause entdeckte Dr. Scott S.
Sheppard – er hatte zuvor bereits
etliche irreguläre Jupiter-, Saturn-, Neptun- und Planetoidenmonde
entdeckt oder
mitentdeckt – auf einer Aufnahme vom 4. November 2023 noch einen
weiteren
äußeren
Uranusmond, der vorerst nur die provisorische Bezeichnung S/2023 U 1
trägt, das heißt: "Satellit, und zwar mit Entdeckungsfoto
aus dem Jahr
2023
bei Uranus, 1. Entdeckung aus 2023 bei Uranus". ("Irregulär"
bedeutet,
dass die Bahnen der
Monde exzentrisch [nicht kreisförmig] sind oder
eine nicht geringe
Inklination
[Neigung] haben.)
Trinculo
Entdeckungsfoto von S/2023 U 1 vom 4.
November 2023
durch das Magellan-Teleskop in Chile
Sycorax ist mit einem
Durchmesser
von ca. 150 km der größte äußere
Uranusmond und
zugleich der siebtgrößte aller Uranusmonde. Während
Caliban
mit einem Durchmesser
von ca. 72 km noch etwa halb so groß wie Sycorax
ist, sind die anderen äußeren
Uranusmonde wesentlich kleiner
als Sycorax. Zumindest Sycorax
und Caliban
bestehen wahrscheinlich aus einem Mischmasch von Gestein und Eis.
Francisco
Ferdinand
Die großen Bahnhalbachsen dieser zehn Monde betragen
zwischen
167 und 799 Uranusradien
(siehe auch Skizze), ihre Umlaufzeiten mithin zwischen 267 und 2809
Tagen. Ferdinand ist
der Mond mit der großen Bahnhalbachse von ca. 818 Uranusradien
(entsprechend gut
20 Mio. km). Diese gibt allerdings nur seine mittlere Entfernung zum
Uranus an; da aber
Ferdinand eine Exzentrizität
von 0,395 aufweist, beträgt die Entfernung des uranus-
fernsten Punktes seiner Bahn (Apouranium) zum Uranus das 1,395-Fache
seiner
großen Bahnhalbachse: Ferdinand
kann also eine Entfernung zum Uranus
von bis zu ca. 1115 Uranusradien erreichen. Die (siderische) Umlaufzeit
von Ferdinand beträgt 2809
Tage (= 7 Jahre 8 Monate). Diese
Umlaufzeit entspricht übrigens ca. 3910 Uranustagen.
Die Umlaufbahnen der 9 im Jahr 2003
bekannten
äußeren,
irregulären Uranusmonde:
- lila: Bahnen der großen Uranusmonde
Miranda, Ariel, Umbriel, Titania und Oberon
- rot: Bahnen der 8 retrograden Monde
- blau: Bahn des prograden Mondes Margaret
Von den Bahnen der zehn äußeren
Uranusmonde haben neun eine Inklination zwischen
141° und 170° (also größer als 90°), eine
(nämlich
die von Margaret) hat eine
Inklination
von 60,5° (also kleiner als 90°, wenngleich
bemerkenswert
steil). Somit
sind alle zehn
äußeren Uranusmonde
irregulär, und zwar neun retrograd (rückläufig,
d. h., sie umlaufen
den Uranus in Gegenrichtung zu Uranus' Umlaufrichtung um die Sonne) und
einer prograd
(rechtläufig, d. h., er umläuft den Uranus in dessen
Umlaufrichtung um die Sonne). Da die
Bahnen von Caliban, Stephano
und S/2023 U 1 sowohl
ähnliche große Halbachsen als
auch ähnliche
Inklinationen aufweisen,
bilden sie eine Gruppe, nach ihrem größten Mond
Calibangruppe genannt. Aufgrund
ihrer stark geneigten
Bahnen ist es wahrscheinlich,
dass alle äußeren
Uranusmonde einst Planetoiden oder
Kuiper-Gürtel-Objekte
waren
und in
der Frühzeit des Sonnensystems vom Uranus eingefangen wurden.
Die Spektren
von Sycorax und Caliban
sagen
aus, dass beide eine ziemlich rote Oberfläche
besitzen, ein Indiz für eine geschichtliche Verbindung zum
Kuiper-Gürtel.
Margaret
Die äußeren Uranusmonde in Kürze
MOND | Bezeich- nung |
Ent- deckungs- jahr |
Entdecker | Durch- messer |
Rang | Große Bahn- halbachse |
Um- lauf- zeit |
Inkli- nation |
Francisco | Uranus XXII | 2001 (nachgewiesen 2003) |
J. J. Kavelaars / M. Holman / D. Milisavljevic |
Ca. 22 km | 19. | 4275700 km =
ca. 167 Uranusradien |
267,1 Tage
(retrograd) |
146,8° |
Caliban | Uranus XVI | 1997 | Brett J. Gladman |
Ca. 72 km | 20. | 7167000 km =
ca. 280 Uranusradien |
579,8 Tage
(retrograd) |
141,4° |
Stephano | Uranus XX | 1999 | B. Gladman /
M. Holman u. a. |
Ca. 32 km | 21. | 7951400 km =
ca. 311 Uranusradien |
677,6 Tage
(retrograd) |
143,6° |
- |
(S/2023 U 1) |
2023 (nachgewiesen 2024) |
Scott S. Sheppard |
Ca. 8 km | 22. | 7976600 km =
ca. 312 Uranusradien |
680,8 Tage
(retrograd) |
143,9° |
Trinculo | Uranus XXI | 2001 (nachgewiesen 2002) |
M. Holman /
J. J. Kavelaars / D. Milisavljevic |
Ca. 18 km | 23. | 8502600 km =
ca. 333 Uranusradien |
749,4 Tage
(retrograd) |
167,1° |
Sycorax | Uranus XVII | 1997 | Brett J. Gladman |
Ca. 150 km | 24. | 12193200 km =
ca. 477 Uranusradien |
1288 Tage
(retrograd) |
157,0° |
Margaret | Uranus XXIII | 2001 (nachgewiesen 2003) |
Matthew J. Holman /
J. J. Kavelaars |
Ca. 20 km | 25. | 14425000 km =
ca. 564 Uranusradien |
1655 Tage | 60,5° |
Prospero | Uranus XVIII | 1999 (nachgewiesen 2000) |
M. Holman /
J. J. Kavelaars u. a. |
Ca. 50 km | 26. | 16221000 km =
ca. 635 Uranusradien |
1979 Tage
(retrograd) |
149,4° |
Setebos | Uranus XIX | 1999 (nachgewiesen 2000) |
J. J. Kavelaars /
B. Gladman u. a. |
Ca. 47 km | 27. | 17519800 km =
ca. 685 Uranusradien |
2225 Tage
(retrograd) |
153,9° |
Ferdinand | Uranus XXIV | 2001 (nachgewiesen 2003) |
D. Milisavljevic / M. Holman / J. J. Kavelaars |
Ca. 21 km | 28. | 20421400 km =
ca. 799 Uranusradien |
2809 Tage
(retrograd) |
169,2° |
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Dies waren die beeindruckenden äußeren
Uranusmonde.
Als nächstes erwartet Euch hier
ein weiterer Neptunmond. Seid gespannt auf
T r i t o n
Hauptquellen:
Francisco: Caliban: Stephano: S/2023 U 1: Trinculo: Sycorax: Margaret: Prospero: Setebos: Ferdinand: |