T R I T O N


 
 
 
 
 
 

Am 23. September 1846 entdeckten Johann Gottfried Galle und Heinrich Louis d'Arrest
einen neuen Planeten, der den Namen Neptun bekam. Nur 17 Tage später, also am
10. Oktober 1846, entdeckte der gelernte Bierbrauer William Lassell einen Mond
Neptuns, der nach dem Meeresgott Triton (vom griechischen Wort für "der Dritte"),
dem Sohn Neptuns, benannt wurde. Triton konnte als Herold Neptuns mit seinem
Schneckenmuschelhorn das Meer in Wallung bringen oder es beruhigen. Er wird
mit einem Delphinschwanz dargestellt. Triton erhielt die Bezeichnung Neptun I.
 
 
 
 
 
 
 
 


 
 
 
 
 
 
 

Triton ist mit einem Durchmesser von 2707 km der mit Abstand größte Neptunmond und
zugleich der siebtgrößte Mond im Sonnensystem. Triton besteht wahrscheinlich zu etwa
75 % aus Gestein und zu etwa 25 % aus Eis. Sein Kern besteht zum Großteil aus Silikaten,
möglicherweise enthält er auch einen kleinen Anteil an Metallen. Seine Kruste setzt sich im
wesentlichen aus Eis, gefrorenem Ammoniak und gefrorenem Methan zusammen.
 

Daher hat Tritons Oberfläche eine Albedo (Reflexionsvermögen) von 70-80 %,
sodass sie eine Temperatur von –235 °C besitzt, das ist nur 38 Grad über dem
absoluten Nullpunkt. Triton weist somit die niedrigste gemessene
Oberflächentemperatur aller Monde im Sonnensystem auf.
 
 
 
 
 
 
 

Südpolkappe, Ausschnitt
 
 
 
 
 
 
 

Tritons Oberfläche kennzeichnet sich durch ausgedehnte mehr oder weniger parallele
Furchen und Bergrücken, die wahrscheinlich entstanden sind, indem die Oberfläche
schmolz, aufriss, sich deformierte und wieder gefror. Krater gibt es auf Triton sehr
wenige, die Oberfläche ist also sehr jung, im Mittel etwa 100 Millionen Jahre
alt. Manche der Krater wurden durch von unten aufsteigendes
flüssiges Material gefüllt.
 
 
 
 
 
 
 


 
 
 
 
 
 
 

Weite Teile der Nordhalbkugel weisen eine eigenartige Landschaft aus mehr
oder weniger kreisförmigen Senken auf, die durch zerklüftete Bergrücken
getrennt werden (siehe Abbildung oben), einen Geländetyp, der sich
nirgendwo sonst im Sonnensystem findet. Die Senken sind
wahrscheinlich keine Einschlagkrater.
 

Fast die gesamte Oberfläche Tritons ist mit Stickstoffreif bedeckt, der mit Spuren
von Methan, Kohlendioxid und Kohlenmonoxid - alles in gefrorener Form -
vermischt ist und der dadurch Triton eine bemerkenswerte Farbenpracht
verleiht. Triton ist somit der einzige bekannte Mond, dessen Oberfläche im
wesentlichen aus gefrorenem Stickstoff besteht. Während der hellbläuliche
Streifen, der in Äquatornähe rund um Triton verläuft, möglicherweise aus
relativ frischem Stickstoffreif besteht, ist ein Teil der grünlichen Gebiete
(siehe Abbildung ganz unten) hingegen anscheinend durch eiskalte
Flüssigkeiten aus Tritons Innerem entstanden, die eruptierten
und später gefroren.
 
 
 
 
 
 
 

Diese Eisebene entstand wahrscheinlich durch Eruptionen von Wasser oder eines
Wasser-Ammoniak-Gemisches, das anscheinend einen Einschlagkrater füllte.
 
 
 
 
 
 
 

Ein großer Teil der Südhalbkugel ist mit einer Polkappe überzogen (siehe Abbildung ganz oben).
Während der jahrzehntelangen Sommer auf den Südhalbkugeln Neptuns und Tritons sublimiert
diese unter Sonneneinstrahlung teilweise, wodurch der Rand der Polkappe dann unregelmäßig
und ausgewaschen aussieht. Die rosa Färbung der Südpolkappe rührt vermutlich von Methan-
verbindungen her. Die schwarzen Flecke sind vermutlich Staubablagerungen aus riesigen
Stickstoff-und-Staubwolken vulkanischen Ursprungs.
Tritons Nordpolargebiet ist unerforscht.
 

Tatsächlich hat die Sonde Voyager 2 auf Triton - wegen der niedrigen Temperaturen völlig unerwartet -
geysirartige Eruptionen beobachten können! Dabei handelt es sich um flüssigen Stickstoff und vermutlich
auch Staub und Methanverbindungen, die durch Spalten in der Oberfläche hochgepresst werden und bis
zu 10 km Höhe emporsteigen, bis der Stickstoff explosionsartig verdampft. Im Gegensatz zum
Vulkanismus auf anderen Himmelskörpern wird der Eisvulkanismus ("Kryovulkanismus") auf
Triton durch jahreszeitlich bedingte Erwärmung durch Sonneneinstrahlung verursacht.
 
 
 
 
 
 
 


 
 
 
 
 
 
 

Triton besitzt eine dünne Atmosphäre aus Stickstoff und Spuren von
Methan und von Kohlenmonoxid. Voyager 2 hat in ihr auch dünne
Schichtwolken aus Stickstoffeispartikeln aufgenommen.
 

Tritons große Bahnhalbachse beträgt 354759 km (entsprechend ca. 14 Neptunradien),
seine Umlaufzeit mithin 5,877 Tage. Die Inklination (Neigung) von Tritons Bahnebene
zur sogenannten lokalen Laplace-Ebene* (die nur geringfügig von Neptuns Äquator-
ebene abweicht) beträgt 156,8°. Somit ist Triton nicht nur der einzige irreguläre
große Mond ("irregulär" bedeutet, dass die Bahn des Mondes exzentrisch
[nicht kreisförmig] ist oder eine nicht geringe Inklination hat), sondern
er ist sogar retrograd (rückläufig), d. h., er umläuft Neptun entgegen
dessen Rotationsrichtung. Tritons eigene Rotation ist
ebenfalls retrograd.

* Jede Umlaufbahn ändert ihre räumliche Ausrichtung im Laufe der Zeit. Auch die Ebene,
in der sie sich befindet, ändert ihre Ausrichtung. Die lokale Laplace-Ebene eines
Mondes ist die mittlere Umlaufbahnebene dieses Mondes.
 
 
 

Animation von Triton (270 KB)
 
 
 

Wegen seiner vergleichsweise hohen Dichte (2,1 g/cm³) und seiner Rückläufigkeit kann Triton
nicht zusammen mit Neptun entstanden sein, sondern er war einst ein Planetoid (vielleicht im
Kuiper-Gürtel, möglicherweise besteht eine geschichtliche Verbindung zu Pluto) und
wurde erst später von Neptun eingefangen. Dadurch wurden Gezeitenkräfte
zwischen Triton und Neptun verursacht, die ausreichend Wärme erzeugt
haben könnten, um Tritons Inneres zu schmelzen; Triton könnte sogar für
eine Milliarde Jahre nach seinem Einfangen flüssig gewesen sein. Das
Einfangen von Triton kann außerdem die ungewöhnliche
Bahn von Nereide erklären.
 

  Tritons Rückläufigkeit verursacht ebenfalls Gezeitenkräfte zwischen Triton und
Neptun, die Triton Energie entziehen, wodurch seine Entfernung zu Neptun
abnimmt. Irgendwann in sehr ferner Zukunft wird Triton entweder
auseinanderbrechen und vielleicht einen Ring bilden oder
auf Neptun stürzen.
 
 
 
 
 
 

TRITON in Kürze

 
 Bezeichnung  Neptun I
 Entdeckungsjahr  1846
 Entdecker  William Lassell
 Durchmesser  2707 km
 Rang  8.
 Große Bahnhalbachse  354759 km =
 ca. 14 Neptunradien
 Umlaufzeit  5,877 Tage (retrograd)
 Besonderheiten  – Kälteste Oberfläche (−235 °C)
 – Eisvulkanismus
 – Einziger irregulärer
 (retrograder) großer Mond
 Inklination  156,8°
 

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Dies war der beeindruckende Triton.
Als nächstes erwarten Euch hier weitere Monde des Jupiters. Seid gespannt auf die
 

Pasiphaegruppe
 
 
 
 
 
 
 



 
 
 
 
 
 
 
 

Quellen:
- Durchmesser: Thomas, P. C.: "The shape of Triton from limb profiles", Icarus 148 (2000), S. 587/588
- Bahndaten: Robert A. Jacobson, Riedel, J. E. und Taylor, A. H.: "The orbits of Triton and Nereid 
- from spacecraft and Earthbased observations", Astronomy and Astrophysics 247 (1991), S. 565-575