H Y P E R I O N
Aufnahme von Voyager 2 am 25. August 1981 aus
693000 km Höhe
Am 16. September 1848 entdeckte
George Phillips Bond einen achten Saturnmond, der nach
dem Titanen Hyperion (griechisch für
"der oben Gehende, der in der Höhe Wandelnde"),
dem Bruder Saturns, benannt wurde. Als siebtinnerster der großen
Saturnmonde erhielt
Hyperion die Bezeichnung Saturn VII.
Aufnahme von Voyager 2 am 25. August 1981 aus
500000 km Höhe
Hyperion hat einen Durchmesser von ca.
328 km x 260 km x 214 km (im Mittel ca. 266 km),
er ist der größte stark unregelmäßige (d. h.
nicht annähernd kugelförmige) Körper im Sonnen-
system. Seine sehr geringe Dichte deutet darauf hin, dass er, wie viele
andere Saturnmonde auch,
aus Eis mit einem geringen Felsanteil besteht, jedoch ziemlich porös
ist. Auch seine Oberfläche
besteht im wesentlichen aus Eis und weist auch Kohlendioxid auf.
Aufnahmen von Voyager 2 am 25. August 1981;
oben: aus 1,2 Mio. km, mittig: aus 700000 km,
unten: aus 500000 km Höhe
Hyperion ist auffallend rötlich
gefärbt und vollständig mit tiefen, scharfrandigen Kratern
pockennarbenähnlich übersät, die ihm das einzigartige
Aussehen eines Schwammes
geben. Seine Oberfläche weist einige sehr große Krater auf,
deren größter etwa
120 Kilometer im Durchmesser beträgt und etwa 10 Kilometer tief
ist.
Falschfarbenaufnahme durch die Raumsonde Cassini
am 26. September 2005
Auf Hyperion sind viele Kraterböden
mit einer vermutlich ein paar Dutzend Meter dicken Schicht
dunkelroten Materials bedeckt (siehe Abbildung), das ebenfalls im wesentlichen
aus Eis mit
Kohlendioxid besteht. Die Herkunft dieses Materials ist noch unklar.
Eine Möglichkeit
ist, dass es von äußeren Saturnmonden wie Phoebe stammt.
Einschläge von Mikro-
meteoriten auf Phoebe könnten es in den Raum geschleudert und
Hyperion
könnte
es danach eingefangen haben. Die scharfen Kraterränder deuten
auf eine andere
Möglichkeit hin: Eis an den Kraterrändern könnte langsam
sublimieren und
dadurch Schmutz freigeben, der dann in die Krater hineinfällt.
Hyperions große Bahnhalbachse beträgt
1500880 km (entsprechend ca. 25 Saturnradien), seine Umlaufzeit
mithin 21,28 Tage. Hyperion weist mit
einer Bahnexzentrizität von 0,10 (ein Wert von 0 bedeutet eine exakte
Kreisbahn, ein Wert von 1 eine parabolische, ein Wert dazwischen eine
mehr oder weniger langgestreckte
elliptische Bahn) die exzentrischste Umlaufbahn aller regulären
Monde auf. ("Regulär" bedeutet, dass die
Bahn des Mondes sowohl [annähernd] kreisförmig ist als auch
eine nur geringe Inklination [Neigung] hat.)
Aufnahme durch die Raumsonde Cassini am 31. Mai
2015
aus einer Entfernung von ca. 60000 Kilometern
Das Besondere an Hyperions Rotation (Drehung
um sich selbst) ist, dass Hyperion nicht nur
Saturn nicht
– wie bei den meisten Monden der Fall – stets dieselbe Seite zuwendet,
sondern sogar chaotisch rotiert,
d. h., seine Rotationsachse eiert derart herum, dass ihre Ausrichtung
im Raum vollkommen unvorher-
sagbar ist und die Rotationsgeschwindigkeit sich ständig ändert.
Wenn man auf Hyperion ein
Anwesen besäße und ein Picknick planen wollte, das in drei
Monaten stattfinden sollte, dann
könnte man bei der Planung nicht vorausberechnen, ob dann gerade
Tag oder gerade Nacht
sein würde. Außer Hyperion
gibt es nur drei Körper im Sonnensystem, bei denen eine
chaotische Rotation nachgewiesen ist, nämlich die Plutomonde Nix
und Hydra sowie
den 4 km großen Planetoiden (4179) Toutatis, aber Simulationen
deuten darauf hin,
dass noch weitere unregelmäßige Monde in der Vergangenheit
chaotisch rotiert haben könnten.
Animation von Hyperion (472 KB)
Hyperion ist insofern einzigartig, als
dass er sowohl eine sehr unregelmäßige Form als auch eine vergleichs-
weise exzentrische Umlaufbahn hat, die sich in der Nähe der Umlaufbahn
eines anderen großen Mondes
(Titan) befindet. Durch das Zusammentreffen all dieser Gravitationsschwankungen
verursachenden
Besonderheiten kann eine stabile Rotation nur unter eingeschränkten
Bedingungen stattfinden; zudem
begünstigt die 3:4-Resonanz zwischen den Umlaufzeiten Titans und
Hyperions
ebenfalls eine chaotische
Rotation. Hyperions unbestimmte Rotation
ist wahrscheinlich auch die Ursache dafür, dass Hyperions
Oberfläche mehr oder weniger einheitlich aussieht und nicht wie
die Oberfläche einiger anderer
Saturnmonde zwei unterschiedliche Hemisphären (Halbkugeln) besitzt.
Aufnahme in Echtfarben durch die Raumsonde Cassini
aus
einer Entfernung von ca. 291000 Kilometern
Hyperion ist wahrscheinlich ein Bruchstück
eines größeren Körpers, der durch
einen großen Einschlag vor mindestens vier Milliarden Jahren
zerbrochen ist.
Aufnahmen durch die Raumsonde Cassini am 26. September
2005
HYPERION in Kürze
Bezeichnung | Saturn VII |
Entdeckungsjahr | 1848 |
Entdecker | George Phillips Bond |
Durchmesser | Ca.
328 km x 260 km
x 214 km |
Rang | 23. |
Große Bahnhalbachse | 1500880
km =
ca. 25 Saturnradien |
Umlaufzeit | 21,28 Tage |
Besonderheit | Höchste
Bahnexzentrizität
eines regulären Mondes (0,10) |
Titan
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Dies war der beeindruckende Hyperion.
Als nächstes erwartet Euch hier
ein weiterer Uranusmond. Seid gespannt auf
T i t a n i a
Hauptquellen:
- Entdeckung: Bond, W. C.: "Discovery of a new satellite of Saturn", Monthly Notices of the - Royal Astronomical Society 9 (1848), Nr. 1, S. 1-2 - Durchmesser: Thomas, P. C., Black, G. J. und Nicholson, P. D.: - "Hyperion: rotation, shape, and geology from Voyager images", Icarus 117 (1995), S. 128-148 - Große Bahnhalbachse/Umlaufzeit: Jacobson, R. A.: JPL satellite ephemeris SAT240 (2006) |