ENCELADUS
Am 28. August 1789 stellte Friedrich Wilhelm Herschel ein riesiges Spiegelteleskop
mit einer
Öffnung (Spiegeldurchmesser) von 122 cm und einer Brennweite (Baulänge)
von 11,9 m fertig.
In der ersten Nacht richtete er es auf den Saturn, von dem damals fünf
Monde bekannt waren,
und sah ihn mit sechs Monden. Somit hatte er einen sechsten Saturnmond
entdeckt, der nach
dem Giganten Enceladus (Betonung auf
der zweiten Silbe), dem Bruder des Titanen Saturn
und des Giganten Mimas, benannt wurde. Als zweitinnerster der großen
Saturnmonde
erhielt Enceladus die Bezeichnung Saturn
II.
Enceladus ist mit einem Durchmesser von 513 km
x 495 km x 489 km
fast kugelförmig (mittlerer Durchmesser
499 km).
Seine Oberfläche besteht aus sauberem Eis, sodass er 99 % des einfallenden
Lichtes reflektiert,
mehr als jeder andere Körper des Sonnensystems. Daher beträgt
seine Oberflächentemperatur
auch nur -201 °C. Auf der Oberfläche gibt es mindestens fünf
verschiedene Geländetypen:
Krater mit bis zu 35 Kilometer im Durchmesser, glatte Ebenen, ausgedehnte
gerade Spalte,
gewelltes Gelände, Bergrücken und andere Krustendeformationen.
Zumindest die nahezu
kraterlosen Gebiete in der Nähe des Südpols sind sehr jung,
wahrscheinlich weniger als
100 Millionen Jahre alt. Das bedeutet, dass Enceladus
wenigstens bis vor kurzem noch
geologisch aktiv gewesen ist – höchstwahrscheinlich ist er es
aber noch heute.
Aufnahme durch die Raumsonde Cassini am 14.07.2005
Bei Enceladus' Südpol gibt es nämlich
nicht nur etwa 10 bis 100 Meter große Eisblöcke (siehe Video)
anstatt des sonst auf Enceladus üblichen
feinkörnigen Reifs, sondern auch lange, bläuliche Risse
oder Verwerfungen (siehe Abbildung), die Temperaturen von teilweise
über -160 °C
aufweisen. Diese Temperaturen werden wahrscheinlich durch aus dem
Mondinneren austretende Wärme verursacht.
Video von Enceladus vom 14.07.2005
(5,45 MB)
Falschfarbenaufnahme durch die Raumsonde Cassini
am 14.07.2005.
Farbskala: Temperaturen in Kelvin.
Eine hoch auflösende Aufnahme von Enceladus durch die Raumsonde
Cassini vom 14.07.2005
gibt es hier (3237 x 3812 px,
2,55 MB).
Geysire auf Enceladus.
Aufnahme durch die Raumsonde Cassini im Herbst
2009.
Weiterhin besitzt Enceladus eine dünne
Atmosphäre, die zu etwa zwei Dritteln aus Wasserdampf, zu etwa 20
%
aus molekularem Wasserstoff und weiterhin aus Kohlendioxid, molekularem
Stickstoff und Kohlenmonoxid
besteht. Er ist somit der weitaus kleinste Mond, von dem man weiß,
dass er eine Atmosphäre besitzt. Das
Besondere an Enceladus' Atmosphäre
ist, dass sie nicht gleichmäßig verteilt, sondern über
dem
Südpolargebiet verdichtet ist. Aufgrund von Enceladus'
geringer Schwerkraft kann er seine
Atmosphäre jedoch nicht sehr lange halten, sodass es auf
Enceladus
eine stabile Quelle
geben muss, die die Atmosphäre fortwährend auffüllt:
ein Hinweis
auf Wasservulkanismus.
Geysire auf Enceladus
Wahrscheinlich verursachen also die warmen Risse oder Verwerfungen bei
Enceladus'
Südpol, dass
das dortige Eis verdampft und die Atmosphäre nährt. Vielleicht
handelt es sich bei ihnen sogar
um eine Art Geysire, die Wasser aus Enceladus'
Innerem in Fontänen ausspeien. Deren
Wassertropfen könnten teils verdampfen, teils gefrieren und auf
die Oberfläche
zurückfallen, wo sie einen Überzug aus Eis bilden würden.
Falschfarbenaufnahme. In Bildmitte ein Spalt-und-Rillensystem,
rechts davon älteres, kraterreiches Gelände,
links davon viel jüngere, kraterarme, gerillte
Ebenen.
Die Ursache für Enceladus' Aktivität
sind vermutlich – ähnlich wie beim Jupitermond Io
–
Gezeitenkräfte zwischen Enceladus, seinen Nachbarmonden Tethys
und vor allem Dione,
zu der eine 1:2-Resonanz besteht, und Saturn. Durch diese Gezeitenkräfte
könnte
Wärme erzeugt werden, die aber wahrscheinlich nicht ausreichen
würde, um
Eis zu schmelzen. Enceladus könnte
deshalb aus einem Material bestehen,
das einen niedrigeren Schmelzpunkt als reines Wasser hat.
Enceladus' große Bahnhalbachse beträgt
238040 km (entsprechend
ca. 3,9 Saturnradien), seine Umlaufzeit mithin 1,370 Tage.
ENCELADUS in Kürze
Bezeichnung | Saturn II |
Entdeckungsjahr | 1789 |
Entdecker | Friedrich Wilhelm Herschel |
Durchmesser | 513 km x 495 km x 489 km |
Rang | 14. |
Große Bahnhalbachse | 238040
km =
ca. 3,9 Saturnradien |
Umlaufzeit | 1,370 Tage |
Besonderheit | Höchste Albedo (99 %) |
Pallene
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Dies war der beeindruckende Enceladus.
Als nächstes erwarten Euch hier
gleich neun kleine Monde des Uranus. Seid gespannt auf
Bianca, Cressida, Desdemona, Juliet, Portia, Rosalind, Cupid, Belinda und Perdita
Quellen:
- Durchmesser: Dermott, S. F. und Thomas, P. C.: "The determination of the mass and mean density of Enceladus - from its observed shape", Icarus 109 (1994), S. 241-257 - Bahndaten: Jacobson, R. A.: JPL satellite ephemeris SAT240 (2006) |